NGOs vor Gericht: Angeklagte und Gericht gedenken der Opfer von Crotone

March 1, 2023

Die heutige Vorverhandlung gegen die 21 Personen, die wegen “Beihilfe zur unerlaubten Einwanderung” vor dem Gericht von Trapani angeklagt sind, wurde durch die Fakten von Crotone auf den Boden der Realität geholt.

Auf der einen Seite Schock und Bestürzung angesichts der Tragödie. Andererseits Wut und Unglauben angesichts der Umstände. Die Angeklagten der iuventa hielten eine spontane Rede zum Gedenken an die Opfer. Nach der Rede wurde eine Schweigeminute gehalten.

“Signor Giudice, Ich möchte diese Erklärung heute, und gerade auch hier in diesem Gerichtssaal, im Gedenken an die Menschen beginnen, die vor der Küste von Crotone ihr Leben verloren haben. Letzten Samstag, als wir in diesem Gerichtssaal standen, begann für diese Menschen der Kampf um ihr Leben. Die Toten erinnern uns auf schreckliche und unmissverständliche Weise daran, worum es in diesem Verfahren eigentlich geht. Und sie erinnern uns daran, dass das Schiffsunglück von Crotone eng mit diesem Prozess verbunden ist.Um es mit den Worten von Orlando Amodeo – dem wir unsere Solidarität bekunden – zu sagen: “Diese Menschen hätten gerettet werden können. Es ist nicht wahr, dass der starke Seegang eine Rettungun möglich gemacht hat”. Auch wir, die Freiwilligen, mit einem umgebauten Fischerboot Namens Iuventa, haben Menschen bei ähnlichen Seebedingungen retten können.Wir, Orlando Amodeo, und viele andere haben es allzu oft schon bestätigt:
Es ist möglich. Es ist notwendig. Es ist das einzig Richtige. Alles andere ist falsch.
Es ist der politische Wille, der diesen Menschen die sichere Einreise verweigert, es ist der selbe politische Wille, der sie auf diese Boote zwingt. Es ist die Umkehrung eines Mare Nostrum in ein Mare Clausum, welches erst die Voraussetzungen für den Tod von hunderten und hunderten von Menschen schafft.Es waren nicht die schlechten Seebedingungen, sondern die Verweigerung von Hilfe dort wo sie möglich war. Und Gerichtsverfahren wie dieses hier verhindern diese Hilfe. Deshalb, im Gedenken an die Menschen, die ihr Leben verloren haben, in tiefem Mitgefühl und Respekt für diejenigen, die ihre Familien, Freunde und Weggefährten verloren haben, und in Solidarität mit denjenigen, die diese Reise morgen antreten werden müssen, fordern wir die sofortige Einstellung aller Verfahren, sowie die schnellstmögliche Wiederherstellung und Herausgabe der Iuventa. Denn die Antwort auf die Tragödie von Crotone ist der Ausbau von Rettungskapazitäten, nicht deren Beschlagnahmung. Die Antwort sind sichere und legale Einreisewege, und nicht die Festung Europa. Die Antwort sind Fähren, und nicht Frontex.

Im weiteren Verlauf der heutigen Verhandlung war es die Staatsanwaltschaft, die versuchte, die italienische Gerichtsbarkeit und ihre territoriale Zuständigkeit für das Verfahren gegen die iuventa-crew zu verteidigen. Die Entscheidung des Richters über die von der Verteidigung vorgebrachten Einwände ist für die nächste Anhörung am 15. März 2023 vorgesehen.