Iuventa-Schiff während staatlicher Verwahrung stark beschädigt – Crew erstattet Strafanzeige
February 18, 202319.02.2023, Trapani. Die Besatzung der iuventa hat am 13.02.2023 bei der Staatsanwaltschaft in Trapani Strafanzeige erstattet und eine Untersuchung der Vorfälle gefordert.
Als wichtiger Teil der zivilen Flotte war die iuventa bis zu ihrer Beschlagnahmung im Sommer 2017 im Dauereinsatz. Die Besatzung konnte mehr als 14.000 Menschen in Seenot helfen.
Heute, nach fast 5 Jahren im Beschlag der Hafenbehörde von Trapani, ist die iuventa sich selbst überlassen, geplündert und weitgehend zerstört, sie droht zu sinken und stellt eine echte Umweltgefahr dar.
Im Bericht über die technische Inspektion vom Oktober 2022, die von den Eigentümern des Schiffes in Auftrag gegeben und von einem Gericht in Trapani (G.I.P.) genehmigt wurde, heißt es: “das Schiff befindet sich seit dem Zeitpunkt der Beschlagnahmung in einem vollkommen vernachlässigten Zustand”, da “keine ordentlichen oder außerordentlichen Wartungsarbeiten durchgeführt wurden”. Dem Bericht zufolge besteht die Gefahr, dass wesentliche Teile des Schiffes nicht mehr funktionsfähig sind und zum Teil gestohlen wurden. Als erste Konsequenz aus dieser Untersuchung ordnete das G.I.P. am 08.12.2022 die Reparatur und Restaurierung der iuventa an.
Nicola Canestrini, Anwalt der iuventa: “Vernachlässigung in der Verwahrung ist nach italienischem Recht eine Straftat. Wir erwarten eine gründliche Untersuchung, um festzustellen, ob und wer seine Pflicht, das beschlagnahmte Seenotrettungsschiff in einwandfreiem Zustand zu halten, verletzt hat, denn das Schiff wurde völlig im Stich gelassen und sieht jetzt aus wie ein Wrack“.
Die Hafenbehörde von Trapani ist für die Verwahrung beschlagnahmter Schiffe verantwortlich und hätte für eine effektive Bewachung sorgen müssen. Die iuventa war jedoch völlig unbewacht, insbesondere nachdem sie im Frühjahr 2021 aus einem Sicherheitsbereich des Hafens an einen frei zugänglichen Ort verlegt worden war. Die Behörden hatten Kenntnis von einer Reihe von Vorfällen, bei denen Personen das Schiff betraten, Diebstähle und Zerstörungen stattfanden. Sogar die Anwesenheit von Personen, die „im Inneren des Schiffes lebten“ wurde festgestellt. Dies und der sich stetig verschlechternde Zustand des Schiffes wurden den Behörden im Laufe der letzten Jahre mehrfach gemeldet. Es wurden jedoch keine geeigneten Maßnahmen ergriffen.
Sascha Girke, iuventa-crew: “Mit der Beschlagnahmung der iuventa hat der italienische Staat nicht nur die Kapazität der zivilen Flotte in den letzten Jahren reduziert sondern auch ein Schiff das Menschenleben retten könnte zerstört. Vor dem Hintergrund, dass die italienische Regierung wiebesessen davon ist, die Operationen der Zivilflotte zu behindern und dabei direkt und indirekt die Grundrechte flüchtender Menschen, darunter auch das Recht auf Leben, verletzt, betrachten wir die beschlagnahme von Rettungsmittel sowie deren Zerstörung als Teil derselben Strategie.“
Seit der Beschlagnahmung der iuventa sind mindestens 10.000 Menschen im zentralen Mittelmeer gestorben, mehr als 100.000 wurden von der sogenannten libyschen Küstenwache abgefangen und zurück nach Libyen verschleppt.